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Am 18. November stand in der Frauen-Bundesliga mit dem Spiel zwischen der SG Essen-Schönebeck und dem Hamburger SV
eine Partie aus dem Tabellen-Mittelfeld auf dem Programm. Nach einer ordentlichen Leistung gegen den FCR Duisburg im vorangegangenen
Bundesliga-Heimspiel galt es für die Essenerinnen, an diese Leistung anzuknüpfen und den eher durchwachsenen Start in die Liga
vergessen zu machen.
In den ersten fünf Minuten nahm der Hamburger SV das Heft in die Hand und kam auch durch Silva Lone Saländer, die von Tanja Vreden freigespielt wurde,
gleich in der 5. Minute zur ersten guten Chance des Spiels. Essen wirkte noch sehr nervös, so war es umso überraschender, als Charline Hartmann
in der 7. Minute das erste Tor für die Gastgeberinnen erzielte: einen Angriff über halblinks schloss die Essener Stürmerin mustergültig ab. Hamburgs Offensivdrang
war mit diesem Treffer ebenfalls erstickt, die Essenerinnen waren fortan feldüberlegen und hatten auch gegen eine zunächst wackelig aussehende
Hamburger Abwehr in Folge gute Chancen: in der 14. Minute hätte der Ball nach einer Ecke im Netz zappeln können, in der 17. Minute strich ein Schuss von Linda Bresonik,
die eine Serie von Gelegenheiten abschloss, nur knapp am langen Pfosten vorbei. Aber auch auf der anderen Seite gab es Gelegenheiten: so schoss Vreden nach einer Flanke von links
in der 26. Minute genau in die Arme von Stefanie Pohl, direkt im nächsten Angriff verzog Saländer aus spitzem Winkel freistehend. Auch als sieben Minuten später eine HSV-Stürmerin sich im
Fünfmeterraum freidrehen konnte und den Ball aber über die Latte semmelte, hätte der Ausgleich fallen müssen. Doch drei Minuten später hatte der HSV dann doch Erfolg: nach einem Freistoß von der
rechten Seite stieg Denise Lehmann am höchsten - bei ihrer Kopf-Bogenlampe sah SGS-Torfrau Pohl allerdings alles andere als souverän aus. Wenige Minuten vor der Pause hatte dann Essen noch eine Gelegenheit, aber letztlich
entsprach der 1:1-Pausenstand in einer munteren, wenn auch phasenweise fehlerlastigen Partie, den Leistungsverhältnissen auf dem Platz.
Die fünfzehnminüte Pause schien Ralf Agolli optimal genutzt zu haben, denn sein Team legte gleich nach der Pause offensiv los: in der 49. und 50. Minute
schickte Susanne Kasperczyk zweimal Linda Bresonik, doch beide Male vergab die Essener Weltmeisterin kläglich. Vor allem die zweite Szene, in der Bresonik den Ball freistehend genau in die Arme von Bianca Weech
im HSV-Tor schob, grenzte schon wieder an Bemerkenswürdigkeit. In der 58. Minute hätten diese Unzulänglichkeiten vergessen gemacht werden müssen: nach einem langen Freistoß aus der eigenen Hälfte
segelte Bianca Weech beim Versuch, den Ball fünf Meter vor dem Strafraum vor Bresonik zu klären, am Spielgerät vorbei, doch auch hier agierte Essen so umständlich,
dass noch eine Abwehrspielerin vor der völlig freistehenden Essenerin klären konnte. In Folge verflachte die Partie nun nach diesen Aufregern etwas, was auch
teilweise an langen Stafetten von Fehlpässen lag. Des weiteren war Essen zwar auch feldüberlegen, konnte aber vor allem bei den Flankenversuchen nur Mitleid ernten.
Hamburg gelang praktisch gar nichts in der Offensive, man konnte den Gästen - wie dem Gastgeber auch - allerdings eine kämpferisch tadellose Leistung attestieren. Doch trotz der optischen
Überlegenheit wollte kein Angriff der Essener erfolgreich abgeschlossen werden - so muss man auch zwei Fernschüsse von Kasperczyk aus über dreißig Metern als reine
Verzweiflungstaten einstufen, bevor die quirlige Mittelfeldspielerin für Sandra Deilmann weichen musste (71.). Die nächste gute Chance hatte Essen in der 75. Minute, doch nachdem zunächst nach einer Ecke
die Situation etwas chaotisch aussah, landete nach einer Flanke von links ein Kopfball auf der Oberkante der Latte. In der 84. Minute hätte die Partie
sogar noch komplett kippen können, doch Pohl parierte nach einem Hamburger Konter, der einzigen Chance in der zweiten Halbzeit, glänzend. Essen hatte in der Schlussphase hingegen noch drei Chancen,
doch vor allem als eine Essener Stürmerin nach einer Bresonik-Hereingabe in der dritten Minute der Nachspielzeit es nicht schaffte, den Ball zu stoppen und ins leere Tor zu schieben und es stattdessen vorzog,
den Ball zu verstolpern, musste auch dem letzten Essener Optimisten klargeworden sein, dass man mit einer derart schwachen Chancenverwertung und teilweise auch offensichtlichen
Schwächen im Spielaufbau gegen jeden Gegner arge Probleme haben wird. Dass Agolli und die Essener Bank unter diesem Hintergrund gerade in der Schlussphase
immer wieder den "Schuldigen" beim Schiedsrichtergespann suchten und selbst Abseitsentscheidungen auf der entgegengesetzten Spielfeldseite
lautstark kommentierten, sollte nicht unerwähnt bleiben.
Mit diesem Unentschieden findet sich die SG im Abstiegskampf
wieder, lediglich zwei Punkte trennen die Ruhrgebietler vom VfL Wolfsburg, die noch zwei Spiele weniger gespielt haben. Der HSV erkämpfte sich
einen wertvollen Auswärtspunkt und steht mit dem fünften Tabellenplatz sicherlich über den eigenen Erwartungen.
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