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Nach den Nachholspielen stand am 24.2.2008 der erste reguläre Spieltag der Frauenfussball-Bundesliga im neuen Jahr auf dem Programm. Im Spielplan gab es gleich
zum Auftakt eine Reihe interessanter Spiele - unter anderem trafen sich Wattenscheid und Essen zum Ruhrpott-Derby. Das aber wohl interessanteste und wichtigste Spiel fand
gute 200 Kilometer weiter südlich statt: das Stadion am Brentanobad beherbergte das Match zwischen dem heimischen 1. FFC und dem FCR Duisburg. Wollte das Team von Neu-Trainerin
Martina Voss noch eine Chance auf den Meistertitel haben, war ein Sieg in Frankfurt Pflicht. In der Vorsaison hatte Duisburg allerdings das Spiel in Frankfurt zu
Beginn verschlafen - ähnliches galt es natürlich nun zu verhindern.
Einen totalen Fehlstart legten die Gäste auf jeden Fall nicht hin. Zwar übernahm Frankfurt die Kontrolle in den ersten Minuten und hatte auch mit einem abgefälschten Schuss von außen
durch Petra Wimbersky eine erste kleine Chance, danach war dann aber auch der erste Druck verflogen. In der 13. Minute gab es dann auch die erste Gelegenheit für die Gäste, doch Simone Laudehr verpasste eine Flanke
aus sehr guter Position denkbar knapp. Aus einer völlig harmlosen Situation fiel dann der erste Treffer der Partie: Conny Pohlers sah aus zentraler Position mit etwa 25 Metern Abstand zum Tor, dass
Längert-Ersatz Christina Bellinghoven im Duisburger Tor wie auffällig oft in der gesamten Partie zu weit vor ihrem Tor stand - ein gefühlvoller Heber über Bellinghoven markierte so das 1:0 für die Gastgeberinnen. Nur eine
Minute später hätte Annike Krahn die Chance gehabt, mit einem Kopfball auszugleichen, doch die Duisburger Nationalverteidigerin scheiterte knapp. Die nächste Chance hatte dann Sandra Smisek für die Hessen, doch nach einer Pohlers-Flanke von rechts
säbelte die Frankfurter Stürmerin aus einer guten Position am Ball vorbei. Die Partie war zu dieser Phase recht munter, nach einer Chance für Duisburg in der 27. Minute scheiterte Prinz drei Minuten später mit einem schwachen Abschuss über links. Nach 31 Minuten
musste Martina Voss dann das erste Mal wechseln - die gerissenen Bänder von Inka Grings hielten nicht mehr, für Grings kam Irini Ioannidou, was vor allem Stadionsprecher Rolf Töpperwien in Sprachprobleme brachte. Es sollten allerdings so ziemlich die einzigen
Probleme sein, die der Grings-Ersatz den Frankfurterinnen machte. Für Schmerzen beim Gastgeber sorgte dann Turid Knaak, als sie bei einem Konter schmerzhaft mit Silke Rottenberg zusammenstieß - sowohl Frankfurts Torfrau als auch die junge
Duisburger Stürmerin konnten aber weiterspielen. Die Partie verflachte aber nun zusehens. Wie einfach man gegen Frankfurt eine Chance gehabt hätte, demonstrierte dann Kahn ihren Mannschaftskollegen
in der Schlussminute der ersten Halbzeit: im Mittelfeld fing die Duisburger Innenverteidigerin einen Pass des FFC ab und lief unbedrängt zentral in Richtung Tor - ihr Schuss strich aber knapp am Tor von Rottenberg vorbei. Letztlich blieb es also beim 1:0 - ein dem Spielverlauf
durchaus entsprechendes Ergebnis.
Hans-Jürgen Tritschok ließ Pia Wunderlich und Saskia Bartusiak in der Halbzeitpause in der Kabine und brachte dafür Renate Lingor und Sarah Günther. Letztere führte sich gleich prächtig in die Partie ein: nach einem Frankfurter Freistoß in der 49. Minute von rechts, der ungehindert einmal quer
den Duisburger Strafraum passierte, nahm Günther den Ball direkt ab - der Ball ging abgefälscht unhaltbar ins Duisburger Tor. Voss reagierte prompt und ersetzte Knaak durch Stephanie Goddard, die aber in der zweiten Halbzeit letztlich ohne viele Akzente blieb. Den nächsten Akzent hätte Christina Bellinghoven fast erneut
über ihren Kopf gehoben bekommen, doch Petra Wimbersky scheiterte mit einem Heber über die erneut zu weit vorne stehende Duisburger Schlussfrau in der 53. Minute nur knapp. Drei Minuten, nachdem Marina Hegering in der 57. Minute für die schwache Jennifer Oster ausgewechselt wurde, erhöhte Frankfurt dann auf 3:0: nach einer Birgit Prinz-Ecke von rechts
kam Sandra Smisek sträflich frei zum Kopfball und netzte den Ball ein. Spätestens jetzt war die Luft aus der Partie völlig raus - während Frankfurt nun wirklich nicht mehr viel tun musste, um den Gegner in Schach zu halten, drängte sich bei gut der Hälfte der Gästemannschaft der Gedanke auf, dass es bei der einen oder anderen
Akteurin am Willen und bei manch anderer am Talent mangelte. Frankfurts Alexandra Krieger hatte wohl am Vortag die Herren-Bundesliga studiert und Arne Friedrichs Tor gegen Manuel Neuer im Gedächtnis gehabt, als sie statt einer Flanke
den Ball von außen über Bellinghoven hob - dass auch hier das Stellungsspiel von Duisburgs Schlussfrau eher mangelhaft war, braucht man nicht zu erwähnen. Dass auch Simone Laudehr samstag abends ARD einschaltet, zeigte sie dann auch - doch ihr Ball von weit außen ins lange Eck
ging nur an den Innenpfosten - dass dieser Schuss in der 79. Minute die erste Torchance der Gäste im zweiten Abschnitt war, muss dabei ausdrücklich erwähnt werden. Drei Minuten später hatte Laudehr, dieses mal zentral, noch eine Chance, doch hier scheiterte sie an Rottenberg.
Letztlich ging ein denkwürdiger Frauenfussballmittag mit einem hochverdienten 4:0-Sieg der Frankfurterinnen zu Ende. Leider hatte dieses Spiel viel mehr Verlierer als Sieger: auf der einen Seite
kann Frankfurt nun schon einmal den Sekt für den letzten Ligaspieltag im Juni bestellen, man muss wohl schon nach 10 Spielen davon sprechen, dass kein Team in dieser Saison den FFC einholen wird. Auf der anderen Seite verliert nicht nur der FCR Duisburg,
sondern auch vielmehr ein Teil seiner Spielerinnen, die ihre Einstellung in einem solchen Spiel hinterfragen müssen. Vor allem aber verliert die Frauenfussball-Bundesliga - denn wenn es in einer Sportart dem besten Team des Landes möglich ist, das zweitbeste Team derart vozuführen, lässt dies
an der Qualität der gesamten Liga zweifeln. Man kann also nur hoffen, dass der Tabellenzweite den Beobachter Lügen straft und die Liga offen halten kann - oder dass es eine neue zweite Kraft in diesem Sport gibt,
die auch in solchen Spitzenspielen eine wettbewerbsfähige Leistung abliefern kann. Für die Außenwirkung des Sports ist ein solch hohes Ergebnis auf jeden Fall fatal.
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