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Der drittletzte Test vor der Frauenfussball-EM 2009 in Finnland - doch an sich ging es am 22. April 2009 in der Commerzbank-Arena Frankfurt
weniger um den sportlichen Vergleich und die Vorbereitung auf das nächste Frauenfussball-Highlight, sondern vielmehr um eine Zahl: der DFB
wollte mit aller Macht den europäischen Zuschauerrekord für ein Frauenfussball-Spiel sichern, drohte das englische Pokalfinale doch, diesen Rekord
auf die Insel zu holen. Und um dies vorweg zu nehmen: wie sich schon lange vorher abzeichnete, gelang dies auch: 44.825 Zuschauer sahen letztlich offiziell
die Revange für das WM-Finale 2007 - ob es allerdings wirklich auch die größte Netto-Einnahme des DFB bei einem Frauenfussball-Spiel war, lässt sich doch aufgrund
der massiven Werbemaßnahmen durchaus bezweifeln.
In der Anfangsphase bekamen die Zuschauer auch sehr kurzweiligen Fussball zu sehen - was allerdings, wie in der gesamten Partie, vor allem am Team von Silvia Neid lag, welches
sehr schnell die Spielkontrolle übernahm. Nicht destruktives Spiel wie in China stand auf dem Programm, Deutschland spielte und kam durch Kerstin Garefrekes über die rechte Seite
auch zu seiner ersten Chance. Kurz danach gab es die erste lange Verletzungpause, Anja Mittag brach in der Mitte durch, erreichte den Ball aber nicht mehr, sondern nur
Torhüterin Barbara, die offenbar ein höheres Schmerzempfinden hatte, als der Zusammenprall vermuten ließ. Nach einem stürmischen Auftakt wurde es etwas ruhiger, ohne dass die Partie zunächst an Attraktivität
einbüßte. In der 20. Minute hatte dann Birgit Prinz eine gute Gelegenheit, Garefrekes hatte eine lange Flanke von Babett Peter in die Mitte abgelegt, Prinz erwischte das Spielgerät aber nicht gut.
Vier Minuten später folgte dann der verdiente Treffer für das DFB-Team: erneut konnte Deutschland einen Angriff auf der linken Seite einleiten, Linda Bresonik legte den Ball in die Mitte auf Anja Mittag,
die das Runde mehr in das Eckige hereinstolperte als -schoss... Drin ist drin... Auffällig war schon jetzt die sehr schmutzige Zweikampfführung der Brasilianerinnen, gerade im Strafraum wurde der eine oder andere Ellenbogen dahin ausgefahren, wo er nichts zu suchen hatte, gehalten
und gestoßen. Auch wenn die schwedische Schiedsrichterin Jenny Palmqvist ansonsten eine ordentliche Partie ablieferte, hier ließ sie und ihre deutschen Assistentinnen jegliches Geschick vermissen. Kurz nach der deutschen Führung hätte es so auch einen Elfmeter geben müssen. Bei einer Ecke von der
linken Seite wurde Birgit Prinz von Renata Costa erst umklammert und dann zu Boden gerissen - auch wenn der Ball gar nicht an den kurzen Pfosten ging, muss das einfach geahndet werden. Birgit Prinz befand sich schon verletzt an der eigenen Bank, als völlig überraschend
der Ausgleich in der 38. Minute fiel. Bei einem flachen Freistoß von der rechten Seite passte die deutsche Abwehr weniger auf als Maurine, die Nadine Angerer keine Abwehrchance gab. Für Prinz kam Martina Müller ins Spiel, die aber in Folge wenig Akzente setzen konnte. Mit dem 1:1-Remis ging es in die Pause -
aus Sicht der Gäste ein sehr dankbares Resultat.
Wer nun darauf spekulierte, dass Brasilien mit dem glücklichen Tor im Rücken gestärkt in die zweite Halbzeit starten würde, wurde bitter enttäuscht. Deutschland dominierte die zweiten 45 Minute, was allerdings
an einer unter dem Strich enttäuschenden Performance der Südamerikanerinnen lag. Lediglich Torhüterin Barbara, der deutschen Unfähigkeit in der Offensive und einer Prise Pech war es zu verdanken, dass Deutschland nicht in der Anfangsphase
der zweiten Halbzeit den Weg zu einem deutlichen Sieg ebnete. Annike Krahns Kopfball nach sieben Minuten in der zweiten Halbzeit war zu schwach, vier Minuten später klärte Barbara glänzend gegen Anja Mittag nach einer Ecke von Melanie Behringer, in der folgenden Ecke köpfte Kim Kullig nur an den
Pfosten. Gerade an sich zu flache Flanken schienen für Gefahr in der brasilianischen Hintermannschaft zu sorgen, nur die deutsche Chancenverwertung war mangelhaft. Melanie Behringer prüfte Barbara noch einmal in der 60. Minute, drei Minuten später hätte Bresonik fast von einem Abwehrfehler profitiert - aber eben nur fast,
und genau das war das Problem: fortan verebbte die Partie immer weiter - und auch wenn Nadine Angerer sich problemlos ein Würstchen aus dem Pressecafe hätte holen können, gab es auch auf der anderen Seite
kaum mehr nennenswerte Gelegenheiten. Brasilien schob sich erst in den letzten Minuten wieder etwas mehr in die deutsche Hälfte, von Torgefahr konnte aber keine Rede sein.
Unter dem Strich zeigte Deutschland sowohl in der ersten als auch in der zweiten Halbzeit eine starke Startphase und kontrollierte auch in den weiteren Minuten die Partie, Brasilien war mit dem Unentschieden mehr als gut bedient, zumal die Offensive
um Marta und Christiane völlig blass blieb. Unter dem Strich gab es aber auf beiden Seiten keine Spielerin, die wirklich der Partie ihren Stempel aufdrücken konnte, so dass auf deutscher Seite eine individuell durchschnittliche Leistung reichte, um den Vize-Weltmeister
im Griff zu haben.
| Deutschland | | Brasilien
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1 | Nadine Angerer (TW) | 1 | Barbara (TW)
| 3 | Saskia Bartusiak | 2 | Grazielle
| 4 | Babett Peter | 4 | Aline Pellegrino
| 5 | Annike Krahn | 5 | Renata Costa
| 6 | Linda Bresonik | 6 | Maurine
| 7 | Melanie Behringer | 7 | Francielle
| 9 | Birgit Prinz | 8 | Formiga
| 11 | Anja Mittag | 9 | Ester
| 18 | Kerstin Garefrekes | 10 | Marta
| 27 | Bianca Schmidt | 11 | Christiane
| 34 | Kim Kullig | 16 | Erika
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14 | Simone Laudehr | 14 | Daniele
| 15 | Sonja Fuss | 15 | Elaine
| 16 | Martina Müller | |
| 19 | Famire Bajmaraj | |
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