Auf ins Land der tausend Seen - nachdem die Nationalspielerinnen schon wochenlang auf ihrem Weg zur Europameisterschaft schwitzten, war es 24. Juli 2009 Zeit, wenigstens für neunzig Minuten Applaus für die Mühen zu ernten. In Sinsheim traf das Team von Silvia Neid dabei auf die Niederlanden - und auch wenn manche kühn gesetzte Marke nicht erreicht wurde, folgten immerhin gut 21.000 Zuschauer dem Ruf des DFB-Teams.
Natürlich waren die Gastgeberinnen deutlicher Favorit gegen den EM-Außenseiter Niederlande - dennoch rieben sich sicherlich viele Zuschauer verwundert die Augen, was sich gerade in den ersten gut zwanzig Minuten auf dem Rasen der Rhein-Neckar-Arena tat: bis auf Manon Melis, die über weite Phasen der ersten Hälfte eine Art offensive Alleinunterhalterin darstellte, und Annemieke Kiesel vom FCR Duisburg, die scheinbar als einzige dem Tempo des deutschen Teams gewachsen war, verkamen die Spielerinnen von Vera Pauw teilweise zu absoluten Statisten. Zwar hatte Melis in der zweiten Minute den zaghaften Ansatz einer Chance, danach gab es aber ein wahres Chancen-Gewitter auf das Tor von Geurts. Laudehr und Garefrekes scheiterten mit Versuchen, die noch von der Linie gekratzt werden konnten, in der 9. Minute besorgte Birgit Prinz dann aber die hochverdiente Führung - allerdings unter ganz besonders freundlicher Mithilfe der niederländischen Schlussfrau, die sich einen völlig verunglückten und harmlosen Abschluss von der linken Angriffsseite ins eigene Tor legte. Deutschland dominierte weiter, der zweite Treffer war nur eine Frage der Zeit - und letztlich ließ Kerstin Garefrekes ihre Gegenspielerinnen zu Slalomstangen verkommen, als sie von der linken Seite das 2:0 erzielte. Zwar nahm der Druck nach der zwanzigsten Minute etwas ab, trotzdem waren die Gäste weiterhin chancenlos - Vera Pauw stellte später in der Pressekonferenz lächelnd fest, sie wäre froh darüber gewesen, dass Deutschland das Offensivspiel noch nicht auf dem Trainingsplan hatte. In der 30. Minute schickte dann Annemieke Kiesel Sylvia Smit auf die Reise, doch der Angriff der Stürmerin vom SC Heerenveen war harmlos. Etwas besser machte es kurz darauf Karin Stevens, die sich gegen Saskia Bartusiak auf beängstigende Weise durchsetzen konnte - Nadine Angerer hatte aber mit dem Abschluss keine Probleme. Dann ging die Partie aber wieder in die andere Richtung und Melanie Behringer erhöhte in der 37. Minute mit einem 20 Meter-Freistoß-Flachschuss auf 3:0 - wenn man der alten Fussballer-Weisheit folgt, dass Stellungsfehler der Mauer als Torwart-Fehler gelten, musste sich Geurts hier fragen lassen, warum die Bayern-Spielerin den Ball einfach am Abwehrbollwerk vorbeidreschen konnte. Drei Minuten später erzielte Birgit Prinz dann sogar das 4:0 - zwar köpfte sie dabei der doch sehr überforderten Daphne Koster den Ball auf den Rücken, woraufhin der Ball unhaltbar ins Tornetz sprang - warum Deutschlands bekanntese Spielerin aber in den Niederlanden so unbekannt ist, dass man sie völlig frei im Strafraum walten liess, wird eine ungeklärte Frage bleiben. Umso erstaunlicher war daher, dass Nadine Angerer kurz vor der Pause noch einmal mit zwei Glanzparaden gegen Melis den Gegentreffer verhindern musste.
Diese Glanztat war dann auch die letzte Aktion der Frankfurterin, denn zur zweiten Halbzeit hütete Ursula Holl das deutsche Tor - man hätte der Neu-Duisburgerin aber auch gleich einen Tisch und einen Edding mitgeben können, letztlich musste sie nie ihr Können zeigen. Die Partie verflachte in der zweiten Halbzeit, was Silvia Neid auch nach dem Spiel bemängelte. Trotzdem fielen noch zwei weitere Tore: Simone Laudehr schob den Ball in der 57. Minute über Geurts, kurz vor Schluss der Partie durfte sich auch noch Celia Okoyino da Mbabi in die Torschützenliste eintragen. So fiel das Ergebnis nach neunzig Minuten eher noch knapp aus, Deutschland zeigte sich gegen einen erstaunlich schwachen Gegner beeindruckend stark.

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