Cologne Brownies 1b - Ratinger Ice Aliens 1b 0:1 (0:1, 0:0, 0:0)

Samstag, der 27. Dezember 2008, Trainingszentrum der Kölner Haie, auch bekannt als Kölnarena 2: aufgebrachte Eltern von Spielerinnen der Cologne Brownies gehen völlig überzogen auf Trainer Rene Nosper los, der, auch wenn sich eine Spielerin auf die Seite des Trainers stellt, das Gelände an der Gummersbacher Straße verlässt. Vorangegangen war ein torarmes, aber doch spannendes Spiel in der Landesliga NRW der Damen, in der Köln gegen die Ratinger Ice Aliens knapp mit 0:1 den kürzeren gezogen hatte.
Gleich zu Beginn des ersten Drittels übernahmen die Aliens die Spielkontrolle - Köln hatte aber trotzdem in den ersten Minuten die Chancenübermacht, bevor auch hier Ratingen eher zum Zug kam. Kölns Torfrau Jennifer Caris wurde oft geprüft, dabei kam es während der gesamten Partie zu relativ vielen Abprallern der Torfrau, wodurch auch einige unübersichtliche Situationen vor dem Kölner Tor entstanden. Nach neun Minuten kam Ratingen - zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient - zum ersten Treffer der Partie: die Kölner Abwehr verlor den Puck in den eigenen Abwehrreihen und nachdem Caris noch den Schuss von Kerstin Gilessen abblocken konnte, war sie bei dem Abstauber von Marie-Celine Flormann machtlos. Unter dem Strich blieb es im ersten Drittel bei dem Chancen - Übergewicht der Gäste, so dass es letztlich mit einer verdienten Führung für Ratingen in die Pause ging.
Im zweiten Drittel wurde es hektischer und ruppiger auf dem Eis, was auch an einer für Fraueneishockey recht weiten Regelauslegung der Schiedsrichter lag. In der 29. und 30. Minute gab es dann auch die ersten beiden Zeitstrafen der Partie, doch Köln konnte aus der doppelten Überzahl während dem Ausschluss von Alexandra Schmitz und Jessica Broich keinen Profit ziehen. In den Schlussminuten des zweiten Drittels erzwang Köln wieder ein leichtes Chancen-Übergewicht, ohne jedoch Stefanie Teismann im Ratinger Tor ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.
Das dritte Drittel begann gleich mit dem ersten Aufreger der Partie: während der Brownie Pascale Ziegler auf der Strafbank schmorte, wurde ihre Mannschaftskollegin Inga Hufnagel mit einem derben Ellbogencheck im Ratinger Verteidigungsdrittel in die Bande geschickt. Zur Ehrenrettung der Schiedsrichter sei dabei angemerkt, dass das verdeckte Foul schwer zu erkennen war. Nachdem schon Daniela Weesbach im zweiten Drittel nach einem Stockschlag behandelt werden musste, gaben die Unparteiischen nun die klare Marschroute aus, striktes "Damen-Hockey" zu spielen - an ihrer Regelauslegung änderte dies aber genausowenig wie an der Härte auf dem Eis, was sich nach einer "Schockminute" wieder auf das alte Niveau einstellte. Weitere Nervosität bezog die Partie durch den weiterhin knappen Spielstand und die verrinnende Spielzeit sowie die doch sehr nervösen Ratinger Trainer, so dass auch nun die Strafzeiten zunahmen. Zu Anna-Lena Willecken, die in der 10. Minute auf die Strafbank musste, gesellte sich eine knappe Minute später die Ratingerin Stefanie Köster, in der 13. Minute musste auch die Gäste-Spielerin Alexandra Schmitz in die Kühlbox, doch gerade die Überzahl der Kölner war an diesem Abend sehr schwach, vielmehr war Ratingen in diesen Phasen einem Unterzahltor näher als die Gastgeberinnen. Vier Minuten vor dem Ende kam es zum unrühmlichen Höhepunkt der Partie. Inga Hufnagel lief frei auf das Tor und wurde klar regelwidrig von den Beinen geholt. Die Schiedsrichter pfiffen zwar, entschieden aber nicht auf dieses Foul, sondern dass die Kölnerin im Nachgang versucht hatte, ihre Gegnerin mit dem Schlittschuh zu treten - eine Entscheidung, die ich zumindest nicht bestätigen kann und insofern eine gewaltige Tragweite hatte, da sie gleichzeitig regelgerecht eine Matchstrafe gegen Hufnagel nach sich zog. Fünfzig Sekunden später ging noch Jennifer Rau für Ratingen auf die Strafbank - wenn man überhaupt Rene Nosper böswillig einen Fehler ankreiden mag, dann hätte er hier vielleicht statt Jennifer Caris im Tor die fünfte Feldspielerin bringen müssen - auch wenn das Kölner Powerplay zuvor nicht wirklich Zuversicht für einen Ausgleichstreffer spendete. So verliefen die letzten Minuten ereignislos, so dass Ratingen letztlich den knappen Sieg über die Zeit brachte.
Unter dem Strich gewannen die Gäste die Partie verdient, zumal sie vor allem läuferisch und teilweise auch technisch einen besseren Eindruck hinterließen, die Kölner Mannschaft trat hingegen defensivtaktisch sehr kompakt auf. Sicherlich waren die beiden Szenen im Schlussdrittel diskussionswürdig, ansonsten pfiffen die Schiedsrichter aber ihre sehr weite Linie konsequent und keineswegs einseitig - auch hier waren die Ratingerinnen cleverer und nutzten die Freiräume besser aus. Unter dem Strich würde ich die auf Kölner Seite viel diskutierte Schiedsrichterleistung als durchaus Liga-gerecht bezeichnen - wer in einem so schwer zu leitenden Sport wie Eishockey in der untersten Spielklasse agiert, darf auch keine Schiedsrichter der Weltklasse erwarten. Schlussendlich war es auch weder die Schuld des Trainers noch des Schiedsrichtergespanns, dass die Brownies in sechzig Minuten nicht einmal den Puck über die Torlinie brachten.



  Cologne Brownies   Ratinger Ice Aliens
57 Jennifer Caris (TW) 30 Stefanie Teismann (TW)
1 Tina Heubeck 1 Jasmin Broich (TW)
2 Daniela Weesbach (A) 5 Stefanie Köster
4 Julia Fendel 11 Alexandra Schmitz
8 Janin Gottschling 18 Nicole Freyt (C)
18 Edine Floßdorf 2 Selina Scholl
23 Anna-Lena Willecken 3 Kerstin Gilessen (A)
32 Hannah Peters 8 Julia Merkelbach
44 Iris Willecken 14 Liv Schröder
47 Inga Hufnagel (A) 17 Petra Alt
50 Sandra Berger (C) 21 Simone Götzen
55 Pia Slesinski 23 Jessica Broich
65 Susanne Schmiedel 24 Janine Müller (A)
66 Gamze Serce 27 Marie-Celine Flormann
75 Pascale Ziegler 29 Jennifer Rau
85 Christina Poschen