Gedanken zur Schweiz-Tour 2004

Es ist der 6. Dezember 2004, Nikolaus. Naja, davon habe ich heute nicht viel mitbekommen, außer dass ich mich schlappgelacht habe, dass die Ordnungshüter als Knecht Ruprecht verkleidet die Parkknollen verteilt haben. Drei Tage Schweiz-Tournee sind hinter mir. Das ehrgeizige Ziel von zehn Spielen in drei Tagen habe ich exakt erreicht. Es hätten noch ein oder zwei mehr sein können (in Nürensdorf), aber dafür hatte ich massiv Geld in Form eines in der Schweiz überteuerten Taxis einsetzen müssen. Also nur zehn Spiele. Die Uhr zeigt 20:45 Uhr, ich sitze vor dem Gate in Kloten am Flughafen - der Nachtflug nach Hannover war einfach deutlich billiger als der am Vormittag.
Viele verdammt - sorry - geile Spiele liegen hinter mir. Auch wenn so manches Spiel nicht gerade als knapp zu bezeichnen war, haben die meisten Spiele absoluten Spaß gemacht. Ich bin tief beeindruckt vom Unihockeyland Schweiz.Ich habe dieses Jahr ja auch zwei Spiele in Göteborg gesehen. Die Schweiz ist schon eng dran. Vielmehr beeindruckt mich das drumherum. Zum einen die Professionalität, in der unser Sport im großen Unihockey-Bruderland ausgerichtet wird, vor allem aber auch das ganze Drumherum. Bei Ochsner Sport im Letzipark in Zürich oder bei Intersport in Chur habe ich eine größere Auswahl an Unihockeyartikeln als in Schweden gesehen. Die Zuschauerkulissen waren zumindest bei den Herren hervorrangend. 500 Zuschauer in Winterthur, sicherlich auch in etwa so viele in Chur und in Kloten bei einem Ligaspiel - auch das kann nicht jeder schwedische Elitserienverein aufweisen. In der Schweiz sind die Weichen gestellt, bald zu den beiden großen Nationen aufzuschließen, es ist für mich nur noch eine Frage der Zeit.
Allerdings kann ich etwas Wehmut nicht verheimlichen: wahrscheinlich werden Touren wie diese kaum mehr möglich sein. Wer sich meinen Zeitplan anguckt, dazu etwa rechnet, dass ich für jedes der NLA-Spiele wegen der Bildnachbearbeitung und der Berichte und dem ganzen Homepagegedöhns nochmal zirka anderthalb bis zwei Stunden Arbeitsaufwand habe, kann sich in etwa ausrechnen, wie viel Schlaf übrig bleibt. Hinzu kommt die ganze Fahrerei. Mangels passender Busverbindungen bin ich am Sonntag um die acht Kilometer zu Fuss gelaufen - mit 25kg Fotogepäck. Wer mich kennt, weiß, was das für eine Qual für mich ist :-).
Das ist aber nicht das Hauptproblem. Die Sache geht extrem ins Geld, Unihockey-Fotos lassen sich in Deutschland aber nicht verkaufen, so dass wenigstens ein Teil der Einnahmen damit abgedeckt werden. Momentan bastele ich an der Idee, Foto-CDs mit einer Bildauswahl herzustellen. Mit Glück werde ich wohl ein Foto an eine schweizer Zeitung loswerden, auf der anderen Seite der Bilanz stehen aber etwa dreihundert Euro Kosten für Flug und Hotel. Okay, die Schweiz ist teuer, Schweden waren "nur" ca. 180 Euro... Wenn nicht ein Wunder passiert, werde ich deswegen auch nicht zum Europacup 2005 nach Zürich reisen. Die Damen-WM in Singapur reizt hingegen gewaltig, allerdings habe ich bei der Herren-WM 2004 gesehen, dass man für solche Events zu zweit sein müsste - einen Textschreiber und mich als Fotografen. Mir fällt gerade mal eine deutsche Person ein, die unter Umständen ganz eventuell sonst noch Lust hätte, sich die Reise (Hotels in Singapur sind recht billig, der Flug eben nur nicht) anzutun. Mal sehen, was das gibt.
Ich nehme wieder viele Unihockey-Ideen mit nach Deutschland, gebe zu, dass ich etwas frustriert bin, weil sie dort in meinem Umfeld wohl kaum auf fruchtbaren Nährboden haben. Aber diese Reise war einfach klasse, deswegen möchte ich mich insbesondere bei den ganzen beteiligten Vereinen für die tollen Spiele, den Heimvereinen natürlich auch für die sehr freundliche und interessierte Art, mich zu empfangen und die Akkreditierungen, bei Jantschi Roffler für die tolle Gastfreundschaft (beim nächsten Mal bin ich besser in NHL 2005 *grins*) in Chur und für all die netten Gespräche im Laufe der drei Tage bedanken. Nach der WM fühlte ich mich auch jetzt in Zürich, von wo aus ich die Spiele in Nürensdorf, Kloten und Winterthur/Rychenberg besuchte, fast wie in meiner Heimatstadt Köln - eine tolle Stadt, die ich jedem (übrigns genauso wie das wunderschöne Chur) nur wärmstens empfehlen kann.

So, auf gehts, der Flug startet bald! Vielen Dank auch an Euch, der sich den ganzen Stuss hier, die Berichte und Fotos reinziehen muss und vielleicht dann auch noch um schlaue Kommentare gebeten wird.
Viel Spaß beim Lesen der Berichte,
Florian

P.S.: Kurz vor dem Abflug nach Deutschland erfuhr ich von Hetzkampagnen in Deutschland gegen Schiedsrichter. Ich kann diesen Personen, die so einen Mist verzapfen, nur empfehlen, sich mal die Schweiz anzuzugucken und vor allem, mit welcher Gedult und welchem Respekt die Spielleiter dort behandelt werden. Nur wer die Schiris so behandelt, wird irgendwann auch solche haben, die hervorragende Leistungen erbringen. Wenn ihr aber so weitermacht, braucht ihr Euch als letzte wundern, wenn es bald keine Schiris mehr gibt.