Szolnok Cannibals FK - Phoenix Fireball SE 6:9 (2:5, 2:3, 2:1)

Aufgrund meiner Verbundenheit zum ungarischen Damen-Floorball war sicherlich die zweite Partie des Tages, das Match zwischen den Szolnok Cannibals und den Budapester Damen von Phoenix Fireball, das interessanteste Match auf meinem Terminplan des "Kupadöntö" in Miskolc. Phoenix Fireball hatte in den Vorjahren insbesondere die Liga dominiert, musste sich aber dieses Jahr der Mannschaft aus Eger in der Liga geschlagen geben - ein Grund mehr, wenigstens einen Titel noch für ein versöhnliches Saisonende einzutüten.
Nach einem versöhnlichen Saisonende sah es dann auch direkt in den ersten Minuten aus - sofern man seine Sympathien an die Fireballer verteilt hatte. Was auch immer Trainer Tamas Strauss seinen Kanibalinnen taktisch auf den Weg gegeben hatte - oder was auch immer die Damen am Vorabend wohl als Beschäftigung getrieben hatten - die Mannschaft von Kapitänin und Torfrau Vivien Farkas spielte geradezu gelähmtes, defensives Stand-Floorball. Phoenix tat sich damit schwer, auch wenn in den ersten Minuten sich sofort eine absolute Feldüberlegenheit und ein gefühlter Ballbesitz von 80% ergab. So musste letztlich nach gut vier Minuten die Kapitänin ran - Vera Szarvas spazierte mutterseelenallein über den linken Flügel und semmelte den Ball einfach an Farkas, aus deren Perspektive die eigene Abwehr wohl zu Slalomstangen verkommen war, vorbei. Dass Zsuzsanna Tilk nach acht Minuten das 2:0 für die Haupstädterinnen aus dem Slot erzielen konnte, war - ohne die schöne Vorarbeit von Krisztina Rekasi schmälern zu wollen - ebenfalls der Passivität der gegnerischen Abwehr mitgeschuldet. Letztlich erwartete man Szolnoker Konterläufe, zumal mit Aniko Vago und Anita Antal zwei absolute Offensivgranaten im Kader der Cannibals registriert sind. Erstere bereitete genau einen solchen Konter in der 11. Minute vor - Nikolett Zsitnyanski musste den Ball nur noch über Nationaltorhüterin Borbala Teleki ins Tor einlupfen. So stand es nur noch 2:1, was nach den ersten zehn Minuten keineswegs leistungsgerecht war. Das dachten sich auch die Damen von Zsuzsanna Varsanyi und legten kräftig nach: in der 13. Minute erhöhte Szarvas per Konter auf 3:1, eine halbe Minute später eroberte Tilk den Ball am gegnerischen Bullypunkt und tankte sich zum 4:1 durch, das 5:1 durfte dann Alexandra Baro auf ihr Konto gutschreiben, als sie nach einer Szarvas-Vorlage in der 15. Minute völlig frei im Slot abschleßen konnte. Die Partie war einseitig und drohte sehr dröge zu werden. Letztlich schaffte es die Szolnoker Offensivabteilung aber trotz deutlicher Feldunterlegenheit immer wieder, für Gefahr zu sorgen - und so war es Vago, die 24 Sekunden vor der Pause den zweiten Treffer auf das Konto der im Spielplan gesetzten "Heimmannschaft" erzielen konnte. Es blieb ein komfortabler Vorsprung für die Feuervögel, aber dieser hätte durchaus noch höher ausfallen können.
Der zweite Spielabschnitt begann turbulent: nach 81 Sekunden markierte Szarvas den sechsten Treffer für die Hauptstädterinnen, Szilvia Balasz stellte zu Beginn der 24. Minute mit dem 3:6 den Abstand von drei Toren wieder her. Als dann Balasz für einen Stockschlag auf die Strafbank musste (24.), gesellte sich nur kurze Zeit später Vivien Jetzin, die die Festigkeit der Bande mit Hilfe ihrer Gegenspielerin Vago überprüfte, auf die andere Seite des Spielsekretariats. Danach wurde es aber wieder ruhiger auf dem Miskolcer Spielfeld. Szolnok zeigte sich zwar im Vergleich zum ersten Abschnitt deutlich agiler, konnte aber letztlich genausowenig durch die gegnerische Defensive durchbrechen wie umgekehrt die Führenden, wobei sich beide Teams das Leben auch mit zu viel unpräzisen Abspielen schwer machten. In der 34. Minute sorgte Tilk dann für das 7:3, woraufhin Reka Kovacs, die zuvor mehrfach in bester Position gescheitert war, nach einer Traumvorlage von Szarvas den Ball in der 37. Minute am langen Pfosten ins praktisch leere Tor einschob. Für den Pausenstand waren dann aber wieder die Menschenfresserinnen zuständig, als knapp zwei Minuten vor der Pausensirene Zsuzsanne Tudös bei einem Konter nach einem Balasz-Querpass völlig frei vor Teleki stand und diese den Abschluss zwar noch berührte, aber nicht mehr entscheidend ablenken konnte.
Auch im Schlussdrittel passierte nicht allzu viel, so dass bei einem Zwischenstand von 4:8 schon langsam für den obligatorischen Sekt hätte gesorgt werden können. Doch plötzlich schien die Partie noch einmal eng zu werden: zunächst traf Vago nach Antal-Vorlage in der 49. Minute zum 5:8, zweieinalb Minuten später besorgte die Ex-Nationalspielerin mit einem Abstauber auch den sechsten Treffer ihrer Mannschaft. Die Partie lebte nun - nach einem von Varsanyi genommenen Time-Out - vor allem von der Spannung, wirklich besser wurde die Partie zu keiner Zeit. Letztlich blieb es aber in den entscheidenden Situationen zu einfach für Phoenix, die Führung zu verteidigen oder auszubauen - so schickte Reka Kovacs ihre Kapitänin in der 54. Minute auf die Reise und da eben diese Szarvas nichts besseres zu tun hatte, senste sie das Spielgerät einfach nach zwei gewonnen Duellen auf dem linken Flügel ins gegnerische Tornetz. Dieses neunte Tor des Gegners wirkte auf Szolnok geradezu lähmend, so dass nicht mehr viel auf dem spielfeld passierte. Auch als Alexandra Baro in der 58. Minute als überzählige Feldspielerin fehlerhaft auf dem Feld stand, konnte Szolnok keinen Druck mehr auf Teleki machen - vielmehr verabschiedete sich Balasz mit einem Frustfoul in der Schlussminute und kassierte somit die einzige Fünfminutenstrafe des Abends.
Letztlich spazierten die Budapesterinnen in einem nicht wirklich guten Spiel zum Sieg im Pokalfinale und holten sich somit hochverdient den Siegerpokal ab. Enttäuschend dabei war nicht nur die Leistung auf dem Feld, sondern auch die Zuschauerzahl: nur etwa 120 Zuschauer, davon die meisten treue Floorball-Freunde, Freunde und Verwandte, feuerten ihre Lieblinge in Miskolc am Rande der ungarischen Staatsgrenzen an - auch wenn die Organisation an sich geradezu perfekt und sehr liebevoll war, konnten damit die Gastgeber sich leider nicht den verdienten Lohn abholen.


  Szolnok Cannibals   Phoenix Fireball SE
1 Vivien Farkas (TW / C) 18 Borbala Teleki (TW)
2 Aniko Bajzath 7 Divina Roa
3 Anita Antal 8 Zsuzsanna Tilk
6 Noemi Bajzath 13 Eszter Tamas
7 Szilvia Balasz 19 Reka Kovacs
9 Zsuzsanna Tüdos 45 Evelin Hotz
10 Szilvia Adamko 88 Alexandra Baro
12 Aniko Vago 91 Kinga Ressely
14 Nikolett Zsitnyanski 92 Vera Szarvas (C)
    94 Krisztina Rekasi
    99 Vivien Jetzin